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Gottes Wort gegen Resignation

Von Nadine Albach

„Faszinierend, wie die Bibel malen kann“ – mit diesen Worten eröffnete Präses Annette Kurschus das Themenjahr der Evangelischen Kirche von Westfalen unter dem Motto „gotteswort – Reformation. Bild. Bibel“ in der Marienkirche in Dortmund. Sie weckte die Kraft biblischer Bilder – fragte aber auch nach dem Stellenwert von Bildern im Angesicht der Gewalt und des Terrors in Paris.

 

Die Landeskirche eröffnet das Themenjahr in St. Marien: (1. Reihe v.li.): Präses Annette Kurschus, Oberkirchenrätin Doris Damke, Pfarrerin Birgit Winterhoff, (2. Reihe v.li.) Prof. Peter Wick, Pfarrer Stephan Zeipelt und Sven Körber. Foto: Stephan Schütze

 

Aktuelle Bilder, sie sind für Präses Annette Kurschus mit Klängen aus Johannes Brahms Deutschem Requiem unterlegt: Flüchtlinge, Ebola, IS, Charlie Hebdo. In Paris ließen Menschen für Worte und Bilder ihr Leben. „Wie können wir mit dem Wort Gottes und seinen Bildern getrost in ein Jahr gehen, das mit so vielen Worten des Hasses und so vielen Bildern der Gewalt begann?“, fragte die Präses.

 

Was tun gegen Hass und Gewalt

 

 

Sie spüre eine große Ratlosigkeit: Viele Menschen fragten sich gerade in diesen Tagen, was man diesem Hass und dieser Gewalt entgegensetzen könne. Ob Gottes Wort des Friedens und der Versöhnung etwas ändern, ob sein Geist etwas gegen Schusswaffen und Bomben ausrichten könne. Fragen wie diese zu stellen, ins Gespräch zu kommen, nicht aufzugeben – das sei wichtig, so Kurschus.

 

Sie zitierte einen Ausspruch Luthers „Die Heilige Schrift ist ein Kräutlein; je mehr du es reibst, desto mehr duftet es.“ Erst durch diese Reibung gerate etwas in Bewegung: wie etwa in Speyer 1529, als die Anhänger der neuen Lehre Martin Luthers vor den Kaiser treten, um dagegen zu protestieren, dass die Reformation zum Stillstand kommt. Oder die Barmer Theologische Erklärung, mit der sich die Bekennende Kirche gegen den Machtanspruch der Nationalsozialisten und die falsche Theologie der „Deutschen Christen“ stemmte, die die evangelische Kirche der Diktatur Hitlers unterordnen wollte. Das Wort Protest bedeute, wenn man es wörtlich nimmt, sich für etwas einzusetzen – und sich dadurch selbst zu verändern.

 

Hoffnung, Liebe und Versöhnung

 

Mit Gottes Wort gebe es eine Gegenkraft zu Gewalt und Hass in der Welt – ein „Alternativ-Bild gegen die Resignation“: nicht vernichtend und verwundend, sondern voller Hoffnung, Liebe und Versöhnung. „So bewegt Gottes Wort Menschen, Körper, Köpfe und Herzen; so verändert es Kulturen und Gesellschaften, Länder und Gedanken, Bilder und Bauten. So wird es schließlich die Welt erneuern.“

Es war eine eindringliche, höchst aktuelle Predigt, mit der Präses Annette Kurschus das Jahresthema eröffnete – und man konnte spüren, dass sie bei den vielen Besuchern des Gottesdienstes nachwirkte. Die Worte der Präses, unterstützt durch eine musikalische Zeitreise, die Dieter Falk & Sons sowie Wolfgang Meier-Barth antraten, lieferten einen passenden Auftakt für ein Thema, in dem Kraft, Leben und Emotionen stecken  - Bilder eben.

Die Rede im Wortlaut finden Sie hier.

 

Weiterführende Informationen:

 

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