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Ich sehe Dich in tausend Bildern

„Ich sehe dich in tausend Bildern…!“. Im Rahmen des Jahresthemas „Kirche und Bild“ rückt eine Reihe in St. Reinoldi Maria in den Fokus – mit Predigten, Konzerten und einem Vortrag mit Musik.

 

Foto: Institut Royal du Patrimoine Artistique Parc du Cinquantenaire, Brüssel

Inspiriert wird die Veranstaltungsreihe „Ich sehe dich in tausend Bildern...! – MarienBilder / MarienKlänge“ von dem Altarwerk im Chorraum von St. Reinoldi - einem der bedeutendsten niederländischen Kunstwerke vom Beginn des 15. Jahrhunderts. Seit sechs Jahrhunderten ist es der Mittelpunkt der Stadtkirche, strahlt den Besucherinnen und Besuchern entgegen und übt eine Faszination aus, der sich kaum jemand entziehen kann. Denn es erzählt Geschichten, die berühren, mit leuchtenden Bildern und lebendigen Skulpturen. Jenseits seiner Kunstfertigkeit bietet das circa 1420 gefertigte Altarwerk aber auch eine inhaltliche Besonderheit: Es erzählt die Geschichte Jesu aus der Perspektive von Maria, seiner Mutter.

Anlässlich des Jahresthemas ist es besonders spannend, das Altarwerk aus der Ferne der Zeit heute noch einmal neu zu betrachten - und insbesondere Maria in den Blick zu nehmen.

Frau, Heilige, Vorbild

In einer Predigtreihe soll sie in ihren verschiedenen Facetten beleuchtet werden: Über „Maria als HeiligenBild“ predigt Pfarrer Michael Küstermann am Sonntag, 1. März, 11.30 Uhr – musikalisch gerahmt von der Seniorenkantorei an St. Reinoldi und Kantor Klaus Eldert Müller an der Orgel. Titel der Predigt von Pfarrerin Judith Palm ist „Maria als FrauenBild“ am 8. März, 11.30 Uhr. Sie wird dabei von dem Bachchor an St. Reinoldi sowie Kantor Müller unterstützt. Über Maria als „VorBild“ predigt Pfarrerin Susanne Karmeier am 15. März, 11.30 Uhr, klanglich untermalt von Anne Kussmaul (Violine) und Kantor Müller an der Orgel.

Spannende Einblicke

Prof. Dr. Barbara Welzel von der TU Dortmund gibt am Dienstag, 10. März, um19 Uhr einen Einblick in die kunsthistorische Bedeutung des Altarwerkes. „Häufig bezieht man sich im evangelischen Selbstverständnis recht einseitig auf die Abgrenzung gegen altkirchliche Traditionen und feiert den reformatorischen Neubeginn“, so Welzel. Dabei finde man in vielen evangelischen Kirchen Bilder, die es entsprechend der reformatorischen Stellungnahmen gar nicht mehr geben dürfte – wie etwa die Marienbilder. „Die Bewahrung und Weiternutzung des zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstandenen Altarwerks in St. Reinoldi mit seinem Zyklus von Mariendarstellungen dokumentiert eine oft übersehene Facette lutherischen Bildgebrauchs“, erklärt Barbara Welzel.

Musikalisch gestaltet wird dieser Abend von Kantorin Bettina Strübel. Sie erarbeitet eigens für diesen Abend Marienlieder von Hildegard von Bingen mit Sängerinnen des Dortmunder Bachchores und der Frankfurter Schola Voces Feminarum. Im Leben und der Theologie der Hildegard von Bingen hatte Maria eine große Bedeutung, erläutert Strübel. Sie hat fünf Marienlieder ausgewählt, die an dem Abend mit ihren weit ausschweifenden gregorianischen Melodien erklingen werden. „Die Musik mit ihren klaren Zahlenverhältnissen steht für die von Gott geschaffenen kosmischen und irdischen Proportionen, das Singen und Hören der gregorianischen Gesänge schafft eine Verbindung zum Transzendenten“, so Strübel.

Musikalische Genüsse

Zwei Konzerte rahmen und ergänzen die verschiedenen Sichtweisen: Der Kammerchor der TU Dortmund unter Leitung von Ulrich Lindtner bringt am Sonntag, 22. Februar, 19 Uhr Claudio Monteverdis Marienvesper zu Gehör. Das kompositorische Meisterstück aus dem Jahr 1610 zählt zu den Hauptwerken der vokal-instrumentalen geistlichen Musik. (Karten im reinoldiforum).

Stabat Mater von Gioachino Rossini bzw. Francis Poulenc erklingt am Samstag, 21. März, 19.30 Uhr mit dem Dortmunder Bachchor an St. Reinoldi und der Neuen Philharmonie Westfalen unter der Gesamtleitung von Klaus Eldert Müller. Als Solisten sind die Sopranistin Martina Schilling, Katharina von Bülow (Mezzosopran), Tenor Kirlianit Cortes-Galvez sowie Kai Uwe Schöler (Bass) zu hören. (Karten im reinoldiforum)

Ausschnitte aus dem Altarwerk und die Marienskulpturen aus dem Chorraum rückt außerdem die Ausstellung „MarienBilder/MarienKlänge“ vom 22. Februar bis 21. März näher heran. Sie lädt ein, sich die Originale einmal genauer anzuschauen. Anders als sonst, ist der Chorraum in dieser Zeit zugänglich.

 

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