Interviews & Artikel

Ein Fest für die Sinne

Von Nadine Albach

Feuer, Feuer! St. Reinoldi steht in Flammen! Man wähnt die Hitze auf der eigenen Haut zu spüren – so authentisch lassen die „LichtErzählungen“ die Besucherinnen und Besucher die abenteuerliche Geschichte der Stadtkirche bei der Uraufführung in der Dortmunder Museumsnacht miterleben.

Die "LichtErzuählungen" während der Dortmunder Museumsnacht. (Foto: Stephan Schütze)

 

Rotes Licht tanzt über die Säulen, es knistert und knackt, die Wände brennen lichterloh: Das verheerende Feuer von 1232 tobt noch einmal in St. Reinoldi und lässt ahnen, welch Inferno Dortmund damals heimsuchte – und große Teile der Stadt zerstörte. Dramatisch ist der Auftakt der „LichtErzählungen“ und wirft die Besucherinnen und Besuchern mitten hinein in das Abenteuer Geschichte: Ein halbes Jahr lang hat Reinoldi-Pfarrer Michael Küstermann gemeinsam mit Dr. Birgit Franke und Professor Barbara Welzel vom Seminar für Kunst und Kunstwissenschaft der TU Dortmund sowie Ulli Meier und Konrad Pestkowski von „smartlite“ an dieser einzigartigen Inszenierung gefeilt. Durch eine fein aufeinander abgestimmte Dramaturgie aus spannender Erzählung, moderner Licht- und Projektionstechnik und emotionaler Orgelmusik ist es ihnen gelungen, längst Vergangenes wieder lebendig zu machen.

Hämmern und Werkeln

Als lautes Hämmern und Werkeln zu vernehmen ist, fühlt man sich, als stünde man mitten auf der Baustelle und schaue zu, wie die Kirche neu aufgebaut wird: Jeder Stein hatte eine Markierung, um seinen Platz zu kennzeichnen; Stein auf Stein wurde sorgsam aufeinandergesetzt, weil jeder Fehler fatal gewesen wäre – mit diesen Informationen im Ohr sehen die Sandsteinmauern mit einem Mal ganz anders aus. Als das Licht an den hohen Bögen des Mittelschiffs entlangfährt, werden die Worte greifbar: „Die Kirchen strebten in den Himmel“. Staunen erfasst einen über diesen schönen, mittelalterlichen Wolkenkratzer, der mit seinem 112 Meter hohen Turm einst als „Wunder von Westfalen“ gefeiert wurde. Riesenhaft wirft auch Reinoldus seinen Schatten und gibt der schlichten Holzfigur einen Teil der ehrfürchtigen Wirkung zurück, die sie einst für die Menschen gehabt haben muss.

Gebanntes Staunen

Die vielen Besucherinnen und Besucher sitzen, lauschen, schauen auf den Bänken, die ganz anders als in der sonst strengen, geraden Ordnung nun schräg und luftig stehen. Kaum jemand kommt der Aufforderung nach, durch den Raum zu wandeln – vielleicht ist es das gebannte Staunen, das die Menschen hält.

Die „LichtErzählungen“ nämlich schaffen es, den müden Alltag von diesem Gebäude abzuschütteln, und mit Ehrfurcht, Freude, Wundern einen neuen, anderen Blick zu werfen: auf das Meisterwerk St. Reinoldi!

Einige Eindrücke können Sie bei der Fotostrecke hier gewinnen.

 

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