Interviews & Artikel

"Einladung zum Gespräch"

Unser Alltag ist ohne Bilder undenkbar – wunderschön, inspirierend, aber auch erschreckend prägen sie unser Leben. Auf dem Weg zum Lutherjubiläum 2017 nimmt die evangelische Kirche in Dortmund, Lünen und Selm in diesem Jahr das Verhältnis von Kirche und Bild unter die Lupe. Ein facettenreiches Projekt, das Pfarrer Michael Küstermann, Fachbereichsleiter Kirche und Stadt, für Dortmund und Lünen in Kooperation mit dem reinoldiforum vorbereitet.

 

Blick in die Stadtkirche St. Reinoldi Dortmund

 

2015 steht das Thema Kirche und Bild im Mittelpunkt – warum?

Das Christentum kann man nicht verstehen ohne Bilder. Zahlreiche Bilder, die ihren Ursprung in der Bibel haben und wie selbstverständlich Teil unserer Kultur und unseres persönlichen Bilderrepertoires geworden sind, umgeben uns. Werke der Literatur, der bildenden Kunst, des Kinos beruhen auf Bilderwelten der Bibel.

 

Was hat das mit uns heute zu tun?

Wir sind auf Bilder angewiesen, um unsere Lebenswirklichkeit bewältigen zu können. Bilder sind ein Reservoir menschlicher Erfahrungen. Wir werden aber auch regelrecht von Bildern überflutet, unhinterfragt prägen sie unseren Alltag. Welchen Wahrheitsgehalt haben sie? Bilder haben Macht – Bilder in uns, die wir von uns selber machen, in denen wir andere Menschen festlegen. Bilder dienten immer schon dazu, Macht zu inszenieren, zu Zeiten der Reformation wie auch heute.  In dieser Spannung leben Menschen immer schon und so ist es notwendig, eine verantwortliche - auch kritische - Haltung Bildern gegenüber zu entwickeln.

 

Unterschiedliche Zugänge zu Bildern

 

Welche Rolle spielt die Kunstgeschichte für das Projekt?

Die Altäre in unseren Kirchen sind beeindruckende Zeugnisse der Kunstgeschichte, die teilweise weit vor der Reformation entstanden. Das Altarwerk von St. Reinoldi, ca. 1420 gefertigt, erzählt die Geschichte Jesu aus der Perspektive von Maria, seiner Mutter. Daher ist „Kirche und Bild“ ein spannendes ökumenisches Thema. Die Fragen um die Bilder haben sich in den Jahrhunderten nicht verändert, aber die Herausforderungen und die Antworten sind andere geworden. Wir beschäftigen uns in unserem Projekt auch mit zeitgenössischen Bildern, Filmen, Texten und Architektur und fragen nach unseren Bildern von Kirche heute, nach Bildern, die uns geprägt haben und prägen. „Kirche und Bild“ wird unterschiedliche Zugänge zu Bildern aufzeigen – es ist eine Einladung zum Gespräch.

 

 

Wie wollen Sie dieses Gespräch führen?

Wir haben uns für diese Website als Plattform entschieden. Hier werden zum Beispiel unterschiedlichste Menschen erzählen, welche Bilder sie in ihrem Leben geprägt haben, welche Bilder sie von Kirche haben. Außerdem suchen wir in Veranstaltungen die Kooperation mit Akteuren aus Stadt, Kunst und Wissenschaft. Entscheidend ist der offene Dialog, der Raum für eigene Gedanken und ein Gespräch eröffnet.

 

Lust an Bildern entdecken

 

Was versprechen Sie sich von dem Jahresthema?

Die Lust an Bildern zu entdecken, Bilder wahrzunehmen, die ich noch nicht gesehen habe, Bilder lesen lernen, Freiheiten gegenüber Bildern zu entdecken, indem wir uns unseren Zugängen zu Bildern bewusster werden. Es gibt kein Bilderverbot – auch nicht in christlicher Tradition. Es gibt eigentlich nur ein Bildergebot. Die Freiheit Gottes und die Freiheit des Menschen werden gerade durch die Vielfalt an Bildern gewahrt. Daher sind wir gespannt auf den Dialog mit den Bildern, zu dem die evangelische Kirche einlädt.

 

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