Interviews & Artikel

Dortmunds neues Wahrzeichen

Von Uwe Bitzel


Das Blau könnte gemalt sein, so leuchtend sieht die Farbe des Wassers aus.  Deutlich hebt sich der rote Goldfisch von ihm ab. Immer wieder schwimmt er an die Oberfläche als wolle er Luft holen. Lange könnte man ihm zuschauen, doch plötzlich ist er weg. Zusammen mit dem Wasser. Am gleichen Platz stehen jetzt Tauben, in unterschiedlicher Größe, nach rechts schauend, nach links schauend, geradeaus schauend.

Adolf Winkelmann vor dem U-Turm. Foto: Stephan Schütze

 

Vermutlich kennt jeder Dortmunder diese Bilder auf dem U-Turm. Rund 70 solcher Minifilme in Endlosschleife gibt es, so Adolf Winkelmann. Der Filmemacher und Regisseur ist Schöpfer all der „Miniaturen“, wie er sie nennt. Mehr, er ist der Ideengeber der sich bewegenden Bilder auf dem U-Turm. Grund genug, ihn zu „Kirche und Bild“, dem Jahresthema des Kirchenkreises, einzuladen. „Für uns war klar,“ so Pfarrer Michael Küstermann, „kein Thema `Kirche und Bild´ ohne Winkelmann.“ Ende Mai hat er rund 80 Interessierten „Winkelmanns Reise zum U“ - so der Titel eines gleichnamigen Buches und Theaterstückes – nahe gebracht.

Begonnen hatte seine Reise, so erzählt er, 2007 mit einem Anruf aus der Düsseldorfer Staatskanzlei. Ob er eine Idee hätte, was man mit dem umzubauenden Dortmunder U tun könnte, wurde er gefragt. Und jetzt, acht Jahre später,  gestand er  den Zuhörenden im U ganz offen: „Ich hatte keinen Plan, ich wurde in das Projekt hineingeschubst.“  Was folgte, ähnelte manchmal mehr einer Odysee als einer Reise. Munter bis kabarettistisch nahm Winkelmann sein Publikum mit auf (Irr)wege, die ihn zu CDU-Politikern führten, die gerne Lenin zitieren und in Sitzungen oder Ausschüsse, in denen er sich als Alien vorkam.

Nach ersten Versuchen, das Ansinnen der Staatskanzlei charmant abzuwimmeln – z.B. mit bildlich umgesetzten Vorschlägen, das U mit einer Sandwüste zu umgeben – wurde es und er ernst. Tauben wolle er aufs U setzen, erklärte er dem Land und der Stadt gegenüber, allerdings überlebensgroße und digitale. Winkelmann hatte zwar keine Ahnung, wie das zu verwirklichen sei, doch man war begeistert. Von dieser ersten und spontanen Idee, geboren auf einer Zugfahrt und hingeskribbelt auf die Speisekarte eines Kölner Restaurants, bis zu den heutigen Miniaturen auf dem U-Turm war der Weg kurvenreich. Denkmalschutzbestimmungen, Technik, die erst noch zu erfinden war, oder widerborstige Architekten galt es zu umsteuern.

2010 hatten er und sein 50-köpfiges Team es geschafft.  Am 18. Mai war die Premiere der ersten Miniatur. Seither hat Dortmund ein neues Wahrzeichen.

 

Eindrücke von der Veranstaltung (Fotos: Uwe Bitzel):

 

Info:

 

Zurück zur Übersicht